Benu
Der Benu (= Phönix) war ein heiliger Vogel des Alten Ägyptens. Er wurde in Heliopolis (ägyptisch: On) verehrt. Sein Kult steht in enger Beziehung mit dem Kult des Sonnengottes Re.
Das Wort Benu leitet sich von Boinu ab, was "aufgehen, leuchten" bedeutet. In der griechischen Mythologie ist Benu unter dem Namen des Phönix auch heute bekannt.
Formen der Darstellung
Bei dem Vogel handelte es sich ursprünglich wohl um eine Bachstelze. Seit dem Mittleren Reich wird Benu durchgehend als Reiher dargestellt mit rötlich-gelben Gefieder. Die Legende besagt, dass der Reiher zum Zeitpunkt des Urbeginn erschien, als sich das Land aus dem Wasser erhob (Urhügel). Die alten Ägypter beobachteten, dass sich die Reiher beim Rückgang der Nilüberschwemmungen auf den entstehenden Landflecken auf hielten. Damit wurde der Vogel zum Erneuerer, denn die zyklischen Nilüberschwemmungen symbolisierten Wiederkehr und Erneuerung des Lebens.
Mit Benu wird der Baum der Weide eng verknüpft. Die Weide ist weiterhin der heilige Baum Ons. Auf ihr wurde Benu bzw. Phönix geboren, was gut zu seiner Natur als Vogel passt. Der Benu entstand als Urgott aus sich selbst heraus, ähnlich wie Atum bzw. Re.
Vogel der Sonne
Benu wird sehr früh zum Vogel der Sonne und zum Auge des Re. In der rötlichen Glut entsteht er jeden Tag aufs Neue, wie auch die Sonne, die Tag für Tag aus dem Dunkel emporsteigt.
Benu wird als das "Ba des Re" bezeichnet. Das schien seine Vogelgestalt nahe zu legen. Im Kreis des Osiris, wurde dann Benu mit Osiris verknüpft. Denn Osiris rückte durch seine Neubelebung an die Stelle des Re. Die Verbindung zu Osiris ist doppelter Art:
- Benu wird zu einer Erscheinungsform des Re.
- Benu wird als Gott des Totenreichs bezeichnet (teils sogar ohne Rückgriff auf Osiris).
Erneuertes Leben
Er wird als die Seele des Osiris angesprochen. Er geht aus dem Herzen des Osiris hervor. Benu wird hier aber zu einer göttlichen Form des Bavogels, nicht zu Osiris selbst. Es geht um die Wandlungsfähigkeit des Toten. Der Ba wird also zum Benu bzw. zum Phönix. Er symbolisiert das aus dem Tode entstehende Leben.
Über diese Symbolik sind viele, ineinander verwobene Legenden zu finden. Eine Legende vom Flammentod des Phönix (bzw. Benu) spielt auf den Ursprung der aufgehenden und glutigen Sonne an. Er ging aus diesem Urzustand hervor, erneuert und jung.
Nach dem Neuen Reich wird Benu auch als menschliches Wesen mit dem Kopf eines Reihers dargestellt. Das deutet darauf hin, dass der Ägypter ihn nicht dem Ba an glich, sondern ihn als eigenständiges göttliches Wesen empfand. |