Golem
Von der Golem-Legende sind verschiedene Varianten bekannt.
Ihr Ursprung liegt jedoch im Dunkeln. Die erste schriftliche Erwähnung wurde
auf das 12. Jahrhundert datiert. Damals wurde in Worms ein Kommentar zum Buch der
Schöpfung, einem Text der Kabbalah, verfasst, in dem Zahlenmystik um die zehn
Urziffern, die Sephiroth, und die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets eine
Rolle spielen. In diesem nur fragmentarisch erhaltenen Text wird ein Ritual
erwähnt, das durch bestimmte Kombinationen dieser Buchstaben und Zahlen
unbelebte Materie zum Leben erwecken sollte.
Im Talmud (Traktat Sanhedrin 38b) wird die Erschaffung Adams
in der Weise beschrieben, dass er wie ein Golem aus einem formlosen Brocken
gestaltet worden sei. Wie er werden alle Golems als aus Lehm geformt
beschrieben, und zwar als Schöpfung derer, die als besonders heilig gelten, da
ihnen in ihrer Nähe zu Gott seine Weisheit und Kräfte mitgeteilt worden seien.
Freilich reichte auch die Erschaffung eines Golem nicht an die Schöpfung heran:
Golems werden in der Regel als zum Sprechen unfähig beschrieben. In der Folge
wurde die Sage durch weitere derartige Charakteristiken angereichert, so etwa
derjenigen, dass erst ein Zettel oder Plättchen unter der Zunge den Golem zum
Leben erwecke.
Da die Erschaffung eines Golems folglich als Merkmal großer
Gelehrtheit und Weisheit galt, wurden im Mittelalter verschiedenen jüdischen
Gelehrten und Rabbinern Golems zugeschrieben. Dass zunehmend Prag als
Schauplatz der Golemgeschichte angesehen wurde, hat offenbar mehrere Gründe:
Dort befand sich im Spätmittelalter die größte und mit zahlreichen Gelehrten
ausgestattete jüdische Gemeinde Europas. Außerdem förderte Kaiser Rudolf II.
von seinem Sitz in der Prager Burg aus sowohl die Wissenschaften als auch okkulte
Künste und Alchemie. Darüber hinaus sind Beratungen zwischen Rabbi Judah Löw
und dem Kaiser überliefert. |